Um das Klima zu schützen und mobil zu bleiben, müssen wir umdenken. Diese These vertritt Julia Compans, Expertin für nachhaltige Mobilität. Nach einem Studium des Fahrzeugbaus und der Karosserieentwicklung in Hamburg stieg sie als Entwicklungsingenieurin bei Mercedes Benz in die Branche ein.
Noch kennt der technologische Fortschritt dort keine Grenzen. Das zeigt der neue elektrisch betriebene Mercedes EQS, der über 700 Kilometer Reichweite verfügt. Compans sieht viele Autohersteller bei Elektromobilität gut aufgestellt, fordert aber, Mobilität grundsätzlich neu zu denken. „Elektromobilität ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart“, sagt Compans. In Zukunft solle mit neuen Formen der Mobilität auch der Ressourcenverbrauch reduziert werden.
„Mehr Mobilität mit weniger Verkehr ist das Ziel“, sagt Compans. „Es geht nicht darum, Mobilität abzuschaffen und Menschen zu verbieten, sich fortzubewegen und an bestimmten Orten aufzuhalten. Sondern es geht darum, wie man den Weg von A nach B möglichst effizient gestaltet.“
Im Durchschnitt fährt ein Auto in Deutschland nur eine Stunde am Tag – 23 Stunden parkt es. „Shared Mobility“ ist laut Compans eine Möglichkeit, die durchschnittliche Fahrzeit zu erhöhen, Individualverkehr zu reduzieren und dadurch mehr Mobilität mit weniger Verkehr zu ermöglichen.
Hinter dem Begriff verbergen sich unterschiedliche Angebote, darunter das „Car Sharing“, bei dem ein Auto von mehreren Personen genutzt wird. „Im Durchschnitt schaffen es ‚Car-Sharing‘-Anbieter, die Nutzungszeit auf sechs bis acht Stunden zu erhöhen“, sagt Compans. Ein anderes Angebot ist das „Ride Sharing“. Dabei bilden Menschen Fahrtgemeinschaften, damit ein Auto nicht nur mit einer Person besetzt ist. Auch „Ride Pooling“, ein Angebot, bei der Menschen mit ähnlicher Route gemeinsam fahren, fällt unter „Shared Mobility“.
Mitfahrgelegenheiten suchen, Mitarbeiterfahrgemeinschaften bilden und Mobilitäts-Apps nutzen – so reduziert Compans auch persönlich bereits seit Jahren den Verkehr auf dem Weg zur Arbeit. Um mehr Menschen zu motivieren, es ihr gleichzutun, fordert sie mehr Informationsangebote und Aufklärung. Und durch eine höhere Besteuerung des Individualverkehrs mit Autos könnte auch der Umstieg in die „Shared Mobility“ gefördert werden.


